Alarmstufe rot: Baumfällung im Metzental, Ignoranz im Forstamt
Montag um 13.15 Uhr kamen über den Verteiler von Landshuter Machbarn die Nachricht bei uns an: Eine Anwohnerin im Metzental in Landshut berichtete aufgewühlt, dass „hier seit heute morgen wunderbare alte gesunde Bäume gefällt werden“. Angeblich liege der Stadt ein Gutachten vom AELF (Forstamt) vor, das dieses Vorgehen legitimieren soll, das aber grade nicht aufzufinden sei. Mehrere Stadträte hätte sie jetzt über die Abholzung informiert, ebenso die Presse, aber NICHTS würde passieren. „Die Holzfäller tun jetzt grade ihr Werk.“
Was ist da passiert? Die offizielle Version seitens ÖDP-Stadträtin Elke März-Granda: Alles gut, der Eigentümer sei jahrzehntelang seiner Verkehrssicherungspflicht nicht nachgekommen. Es liege den Behörden ein mit der UN (Untere Naturschutzbehörde) und dem AELF (Ämter für Ernährung und Forsten) abgestimmtes Gutachten vor. Danach muss er die Bäume fällen, um die Verkehrssicherheit wieder herzustellen. Auch die Genehmigung seitens Michael Veicht vom Forstamt liege vor. Wirklich alles gut also?
Aus Sicht einiger Stadträt.innen und des Forstamtes vielleicht. Aber ganz bestimmt nicht aus Sicht von Landshuter Bürger.innen, denen Klima, Nachhaltigkeit und Natur wichtig sind. Das zeigt auch, dass im Rathaus schon den ganzen Tag die Telefone klingeln. Das erzählte uns Stadtrat Reichwein, der dem Ort des Geschehens einen Besuch abstattete.
Wir stellen uns die Frage: Weshalb erteilt ein Forstamt einem privaten Besitzer die Genehmigung, in einem durchaus gesunden Mischwald zig gesunde Bäume zu fällen? Der Verkehrssicherheit hätte man auch Genüge tun können, indem, wie in vielen anderen Fällen, überhängende Äste gekappt und der eine oder andere morsche Baum herausgenommen würde. Aber was im Metzental passiert ist, gleicht einem Kahlschlag.
Anstelle des dichten, schattigen Waldes blieben auf dem Hangstück, auf dem heute gefällt wurde, nur vereinzelte Bäume stehen. Wir Zuschauer.innen hatte dabei den Eindruck, dass sich die Holzfäller auch nicht sehr genau an die Kennzeichnungen hielten, die die zu fällenden Bäume markieren. Es gibt gelbe, rote, grüne Punkte – „aber so richtig gelten nur die Grünen“, versicherte uns ein Holzfäller. Wahrscheinlich nicht so ganz einfach, da die richtigen herauszufinden. Dazu genießt der Herr Besitzer der Baumerntemaschinen den Ruf, Markierungen auch mal etwas freizügiger zu interpretieren – ein Schelm, der Böses dabei denkt. Eine Kontrolle vom Forstamt war jedenfalls nicht auszumachen.
Brauchen Sie eigentlich keine Luft zum atmen, Herr Veicht vom Forstamt und Herr Waldbesitzer Schachner? Bäume sind unsere Sauerstoffversorger, unsere CO2-Speicher, unsere Kühlaggregate in immer heißeren Sommern. Unsere Wälder sind durch den Klimawandel bereits massiv im Stress und verdursten schon. Wie fahrlässig, dumm und impertinent ist es, gesunde Bäume aufgrund von privaten Interessen abzuholzen!
Der Besitzer des Waldstücks, hat wohl schon öfter versucht, seinen Grundbesitz als Bauland ausweisen zu lassen. Vielleicht will er mit dieser Aktion ein paar gute Voraussetzungen schaffen? Es würde nicht überraschen – schließlich „hängt ja viel Geld dran“(!). Fatal wirkt sich hier aus, dass die Stadt aufgrund absonderlicher Bestimmungen in Sachen Wald und Forsten laut Bund Naturschutz quasi gar nichts mitzureden hat. Hier zeigt sich diese Regelung in seiner ganzen Absurdität: Mit einem Forstamt, das offensichtlich mit dem Bürgerwohl wenig am Hut hat, können sich private Waldbesitzer wie die Axt im Walde aufführen. Es genüg ein scheinheiliges Proforma-Gutachten und schwupps ist fast ein ganzer Wald dem Erdboden gleichgemacht. Ohne Einspruchsmöglichkeit durch den Stadtrat – zum Schaden der Bürger.innen.
Mag also auch aus Sicht so mancher Stadträtin alles in Ordnung sein, denn es liegt ja ein unterschriebenes Dokument vor. Für uns ist es nicht in Ordnung. WIR PROTESTIEREN. Gegen den Tod gesunder Bäume, gegen die Gleichgültigkeit und Ignoranz von Ämtern, gegen den Egoismus von Besitzenden, denen Klima- oder ganz allgemein Gerechtigkeit und das Wohl der Bürger.innen egal sind.
Wir treffen uns am Dienstag um 10 Uhr am Taleingang des Metzentals und sagen der Stadt, dem Forstamt und dem Waldbesitzer, was wir von diesem unsäglichen Vorgehen halten.
Klimagerechtigkeit! Jetzt!
Autorin: Evi Hierlmeier, Landshut muss handeln!
Das was jetzt (26.10.2020) im Metzental hinsichtlich der gedachten Beseitigung der verkehrsbehindernden Baumäste an
diversen Bäumen vorgenommen werden sollte, hat „vorsichtshalber“ zu einer radikalen Abholzung des vorhandenen Waldes geführt und das ohne jegliches Bedenken für die Folgen, die daraus entstehen werden (Hangabrutsch bei starken Regen oder Schnee).
Ich würde als Waldbesitzer die Bäume auch wegschneiden wenn sie zur Gefahr für Verkehrsteilnehmer werden könnten (Fußgänger, Radfahrer etc.). Da möchte ich nicht in der Haftung sein! Es hat diesbezüglich schon ganz böse Urteile gegeben (Schadensersatzpflicht §823 BGB). Manch einer der jetzt protestiert hätte bestimmt auch schnell einen versierten Anwalt wenn er Geschädigter durch einen abrechenden Ast oder gar einen umstürzenden Baum wäre. Und am Hang passiert das auch schneller mal. Engagiert Euch gegen den Bau der B15neu oder die Westtangente, dafür werden weitaus mehr Bäume gefällt und Eure Energie wäre gut eingesetzt!
Sehr geehrter Herr Müller,
wenn Sachverständige des TÜV oder der DEKRA jedes zweite Auto mit verkehrssicherungsrelevanten Mängeln in die Schrottpresse stecken würden, würde das als unverhältnismäßig und unnötig erachtet werden, ein Paar neue Bremsklötze hätte es ja auch schon getan. Nein, diese Sachverständigen halten sich an die Prüfparameter ihrer technischen Regelwerke und erstellen auch Gutachten in Schadensfällen nach Verkehrsunfällen, die aufzeigen, ob ein Auto wieder verkehrssicher hergestellt werden kann. Das Entscheidungskriterium lautet ja auch nicht: „Ein verschrottetes Auto ist verkehrssicherer ist als ein im Verkehr befindliches KFz“.
Bei Bäumen an verkehrssicherungsrelevanten Waldrändern ist es nicht anders: es ist unverhältnismäßig, unnötig und unverantwortlich, jeden zweiten Baum in den Holzhacker zu stecken nach dem Motto: „Nur ein gefällter Baum ist ein verkehrssicherer Baum“. Stimmt, nicht jeder Baum landete im Holzhacker, es wurden auch welche abgefahren. Aber da steht auch nicht die Aufgabenstellung der Verkehrssicherheit dahinter, sondern die Vermarktung von Holz oder der kahlgeschlagenen Fläche.
Nein, die fachgerecht vorgehenden Sachverständigen des Bestellungsgebietes „Verkehrssicherheit von Bäumen“ würden jedem einzelnen Baum am Waldrand gem. den Prüfparametern der allgemein anerkannten Regeln der Technik (FLL-Baumkontrollrichtlinien, ZTV-Baumpflege http://www.fll.de) kontrollieren und verhältnismäßig angemessene baumpflegerische Maßnahmen beschreiben, um die Verkehrssicherheit wieder herzustellen und aufrechtzuerhalten. Klar, vereinzelt muß auch mal ein verkehrsunsicheres Auto aus dem Verkehr gezogen oder ein verkehrsunsicherer Baum gefällt werden, wenn es die Umstände erfordern. Diese Umstände müssen aber erfasst und begründet werden, dokumentiert in einem Prüfbericht oder in der Dokumention der erfolgten Waldrandkontrollen. Damit wird auch den naturschutzrechtlichen Erhaltungsgrundsätzen genüge getan, denen zu Folge „Wälder und Waldränder, Bäume und Gehölzstrukturen zu erhalten sind“ (Bundesnaturschutzgesetz § 1 (6)).
Es musste schon weit nach einem Sachverständigen gesucht werden, der für gutes Geld nach Landshut anreisen wollte, um die Fachkunde der Baumkontrolleure und Baumsachverständigen in den Schmutz zu ziehen. Eine fachgerechte Dokumentation und Leistungsbeschreibung für Handlungsbedarf zur Wiederherstellung verkehrssicherer Bäume wird auch nicht mit neongelbem Baummarkierungsspray in Form von gelben Kreuzen an die Bäume gesprüht, sondern ist für jeden einzelnen Baum mit Handlungsbedarf zu beschreiben und beweissicher zu dokumentieren. Der Baum- oder Waldrandeigentümer muss die fachgerechte Kontrolle ja auch im Schadensfall (auch bei höherer Gewalt) nachweisen können. Auch der Straßenbaulastträger hat ein berechtigtes Interesse an dieser Kontrolldokumentation, will er ja seine Straßen, Wege zu Bushaltestellen für den Schulbus usw. in verkehrssicherem Zustand erhalten. Bei Zweifeln am verkehrssicherem Zustand der die Straße tangierenden Waldränder müsste dieser angemahnt, ggf. Ersatzvornahme angedroht oder diese vollzogen werden, auf Kosten des Waldeigentümers.
Sie sollten sich also weder zu Rechtsfragen äußern (das bleibt dem juristisch geschulten Personenkreis vorbehalten) noch Fällempfehlungen aussprechen. Würde man Ihrem Vorschlag folgen, würden wir an 1000enden von Waldrandkilometern an Bundestraßen, Landstraßen, in Stadtwäldern an öffentlich gewidmeten Straßen und Wegen usw. 1000ende von Bäumen verlieren. Es ist vielmehr aus den Regelwerken zu zitieren, die für die Waldrandkontrolle von promovierten, diplomierten bzw. aus- und fortgebildeten Forstfachleuten geschrieben wurden. Diesen Richtlinien unter Federführung der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. sind auch die Interessensvertreter der Fachverbände Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Bundesverband Garten- Landschafts- und Sportplatzbau e.V. (BGL), Bundesarbeitsgemeinschaft Deutscher Kommunalversicherer (BADK), Bund Deutscher Forstleute (BDF), Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V (FGSV), Bund Deutscher Landschaftsarchitekten e.V. (bdla), GALK e.V. Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz, SVK Sachverständigenkuratorium e.V. (Fachsparten Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gartenbau, Landespflege u.a.), Zentralverband Gartenbau e.V. (ZVG) und 9 große Fachverbände und Arbeitsgemeinschaften aus Arboristik, Baumpflege und/oder Baumstatik beigetreten.
Damit, Herr Müller, habe ich Ihre persönliche fachkompetenz sehr klein geredet, bin Ihnen aber trotzdem dafür dankbar, mich zu diesem Vortrag angeregt zu haben. Eine kompetente Antwort traue ich Ihnen aber schon noch zu, auf die Frage:
Hat das in Landshut neu geschaffene Amt für „Umwelt, Klima- und Naturschutz“ im Metzental einen guten Job gemacht?
Ja oder nein – like oder dislike ?
Das waren Psychopathen in neonfarbenen Jumpsuits… die Fratzen, welche die in die Rinden gesägt haben sind einfach nur widerlich. Viele der gefällten Bäume hätten auch nie mit dem Gipfel bis zu Straße gereicht, selbst wenn sie umgefallen wären – und wenn man einen halben Wald wegen einiger weniger Bäume, die man „zur Sicherheit“ entfernen hätte sollen, sich derart an der Natur vergreift …und damit Grünspechte obdachlos macht, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man sich dadurch jeglichen Respekt verspielt hat …unter Anbetracht der Tatsache, daß es da um Geld ging – drängt sich stark der Verdacht der Korruption auf, was wohl schon mit einem frisiertem Gutachten losging.