Landkreis-ÖPNV: Wieso erst jetzt?

ein Beitrag von Johannes Schön, Pantoffelaktivist und Mitinitiator der Landshuter Machbarn

Um den ÖPNV ging es in der letzten Kreisratssitzung – wieder einmal. Vollmundig versicherten die politischen Akteure „Wir wollen das, was Ihr, die Bürger.innen, wollt“. Toll. Aber ich frage mich dann doch, Schön und naiv, wie ich bin (Gruß an Tilo Jung von „Jung und naiv“ – zwinkersmeily), warum wollen die das erst jetzt? Warum werden erst jetzt die Ziele eines zukunftsfähigen ÖPNV formuliert? Wieso wird erst jetzt ein Entwurf ausgearbeitet – by the way: Gibt es nicht schon viele Regionen, die ähnlich aufgestellt sind und deren Konzepte man ohne große Anpassung, einfach copy&paste übernehmen könnte?

Warum ist das nicht schon vor Jahren passiert, dann wäre jetzt unser Wunsch-ÖPNV schon mitten in der Umsetzung! Die Erderhitzung wird bereits spürbar, die Klimakrise ist längst bei uns angekommen, während unsere Politiker den Entwurf (!) der Zielsetzungen für den ÖPNV zur Kenntnis nehmen und beschließen, ihn als Grundlage für alle weiteren Planungsarbeiten heranzuziehen – aber das wenigstens einstimmig.
Immerhin ist der Entwurf hervorragend ausgearbeitet. Das Gesamtangebot soll bis 2035 zu einer Verdoppelung der Fahrgastanzahlen gegenüber 2019 führen. Im Plan ist jedenfalls drin, was das ökologische ÖPNV-Mobilitätsherz begehrt:

  • in Landshut und naher Umgebung attraktive Mobilität für die Bevölkerung als wirkliche Alternative zum motorisierten Individualverkehr schaffen
  • in den übrigen Gebieten des Landkreises bedarfsgerechte Angebote sowohl zu Zeiten, in denen viele unterwegs sind, als auch bei schwacher Auslastung
  • Fahrtziele mit möglichst nur einem Umstieg erreichen können
  • das Angebot nach dem Bahnverkehr ausrichten
  • Ausbau von Park&Ride und Bike&Ride
  • Barrierefreiheit in Zügen und Haltestellen mit einem komfortablen und sichern Einstieg, Ausstieg, Umstieg und Aufenthalt, kurzwegig und sicher erreichbar
  • sichere, komfortable, umweltfreundliche und schelle Beförderung mit Bussen, die pünktlich, sauber, sicher und zuverlässig sind
  • Tarife so einfach und einheitlich wie möglich und so differenziert und gerecht wie nötig

Dieser Entwurf ist jedenfalls voll und ganz unterstützenswert. Aber bevor wir jetzt in die ganz große Begeisterung ausbrechen: Ganz „barrierefrei“ wird der Plan wohl nicht in die Tat umgesetzt werden: Denn natürlich steht Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit ebenfalls auf dem Wunschzettel ganz oben. Und es wurde ja ganz zu Anfang der Sitzung extra darauf hingewiesen, „dass der Entwurf Widersprüche beinhalten könne, die im Prozess ausgebügelt werden müssen“. Dann kann ja nix mehr passieren. Wann wird die Politik begreifen, dass nichts tun in Sachen Klimaschutz wohl bald teurer wird als etwas tun?
 

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